Tänzerin Janine berichtet:
Montag, 1. Juni 2015: In fünf Tagen findet das große Finale der UEFA Champions League 2015 in Berlin statt. Vor uns steht eine aufregende Woche, in der wir jeden Tag zusammen mit dem Event-Unternehmen ‚Battle Royal‘ für einen Auftritt im Rahmen des ‚UEFA Champions Festival‘ am Brandenburger Tor proben werden. Große Flaggen und Banner sollen zum Einsatz kommen – für uns etwas ganz Neues…
Heute, am ersten von vier Probentagen, warten wir zusammen mit sechs Mädchen unserer Juniors ganz gespannt auf das Team von ‚Battle Royal‘. Da uns ein straffes Programm erwartet, geht es nach einer kurzen Begrüßung gleich los. Eine kleine Tanzchoreografie wird uns gezeigt und dann werden auch schon die verschiedensten Länderflaggen für jede von uns herausgeholt. Für diese hat der Choreograf mehr als nur ein „einfaches“ Präsentieren geplant. Wir sollen mit den Flaggen schwingen, müssen sie vor dem Körper und hinter dem Körper drehen und uns mit ihnen drehen. Ein riesiger Unterschied zu unseren kleinen und leichten Pompons! Doch nach und nach gewöhnt sich jeder an die Handhabung dieser großen Flaggen und es fängt an, richtig Spaß zu machen.
Die zweite Trainingseinheit erfolgt in den Räumen von ‚Battle Royal‘ zum Erlernen einer Choreografie mit Bannern. Diese Banner sind einfach riesig, sodass wir zunächst nur die Wege proben. Auch wenn es zuerst einfach erscheint, so ist hier höchste Konzentration gefragt. Wir müssen sehr blickig sein und zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Wege gehen, um letztendlich die vom Choreografen ausgedachten „Bilder“ mit den imaginären Bannern nachzulaufen.
Die dritte Trainingseinheit erfolgt als eine Art Generalprobe direkt am Brandenburger Tor. Dort wurde ein riesiges Fußballfeld aufgebaut. Kaum angekommen geht auch schon die Probe los – zunächst mit kleinen Startschwierigkeiten. Das Feld ist größer als gedacht, doch nach ein, zwei Änderungen und Durchgängen können wir diese gut ausfüllen, ohne einen halben Marathon zu laufen 😉 Nun wird es Zeit für den ersten Durchlauf mit den echten Bannern. Schnell merken wir, dass diese für den langen Laufweg viel zu schwer sind. Glücklicherweise wird schnell gehandelt. Die Banner werden kürzer geschnitten und an einem Stab für einen besseren Halt befestigt. Am Ende erlernen wir noch eine Choreografie für das Finale.
Zur letzten Probe treffen wir uns 1 1/2h vor dem eigentlichen Probenbeginn, um die Änderungen von gestern noch einmal durchzugehen und die neue Choreografie zu wiederholen. Dann ein kleiner Schock: Der Choreograf hat noch weitere Änderungen vorgenommen, für die es nun gilt, sie innerhalb der kurzen Trainingseinheit umzusetzen und im Kopf zu behalten. Wir trainieren hochkonzentriert mit dem Choreografen zusammen. Wege und Gruppen werden geändert, es wird neu ausgezählt und uns erwartet noch eine weitere Choreografien mit Fußbällen. Nach 2 Stunden hartem Training steht der gesamte Auftritt und wir fühlen für den Samstag sehr gut vorbereitet. Mit einem guten Gefühl verlassen wir die Probe und die Vorfreude auf den Auftritt steigt.
Es ist Samstag. Mein Wecker klingelt um 6.00 Uhr und draußen scheint schon die Sonne. Perfektes Wetter für die große Show vor dem Brandenburger Tor! Nach der großen Generalprobe mit allen Tänzern haben wir zum ersten Mal die Kostüme gesehen. Wir strahlen im blauen, grünen oder weißen Cheerleader-Kostüm und sehen einfach toll aus. Mit einer Schleife im Haar ist es perfekt.
Dann werden wir auch schon zum Platz gebracht und die Trommler fangen an – unser Startzeichen auf das riesige Fußballfeld zu rennen und die Party steigen zu lassen. Das Publikum ist sehr gut drauf. Alles scheint super zu verlaufen – bis zur Abgabe der Flaggen, um in den Tanzteil mit den Fußbällen überzugehen.
Ich verletze mich mit meiner Hand an einer hervorstehenden Tackernadel am Flaggenstab. In diesem Moment sind für mich jedoch die Verletzung und die Schmerzen nebensächlich. Wichtig ist einzig und allein die Show!
Kurz darauf ist der erste Teil der Show geschafft und wir werden bis zum zweiten Teil mit den Bannern und dem Finale hinter eine kleine Bühne geschickt. Die längere Pause kommt mir sehr gelegen, da wir für meine Verletzung doch einen Notarzt aufsuchen müssen. Dieser teilt mir dann mit, dass diese kleine Tackernadel ein Fall fürs Krankenhaus wird. Der Notarzt hat die Bedenken, dass ein Splitter in der Hand stecken geblieben ist. Für mich steht jedoch außer Frage, dass ich die Show hier abbrechen werde. Und da dem Notarzt bewusst ist, dass wir Tänzerinnen „ein wenig auf die Optik achten“, bekomme ich zunächst keinen auffälligen Verband, sondern nur ein kleines Pflaster 😉
Der zweite Teil bereitet uns genau so viel Spaß und mit einem stimmungsvollen Finale sowie einer Sängerin als Begleitung endet die Show nach ca. 3 Stunden. Wir alle sind super zufrieden mit dem Auftritt und ich mache mich auf dem Weg ins Krankenhaus, um zu erfahren, dass alles in Ordnung ist und ich beruhigt den Rest des sommerlichen Wochenendes genießen kann.
Es war eine lange Woche für uns Mädels. Jeden Tag Proben, hochkonzentriertes Arbeiten und kurzfristige Änderungen in der Choreografie haben uns viel Kraft abverlangt. Doch es hat sich ausgezahlt in Form einer großartigen Show vor einem bekannten Wahrzeichen Berlins. Wir hatten sichtlich viel Spaß und werden uns noch lange an diese aufregende Woche zurück erinnern.